Rückblick auf 75 Jahre Klootschießen und Boßeln

In diesem Monat jährt sich zum 75. Mal die Vereinsgründung von "Goode Trüll" Upgant-Schott im Brookmerland. In diesen vielen Jahren ist so manches passiert, auch in Upgant-Schott. Der Verein mauserte sich von bescheidenen Anfängen 1928 bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges und besonders danach zu einem der renommiertesten und erfolgreichsten Bosselvereine des Landesverbandes (LKV) und des Friesischen Verbandes (FKV). Begonnen hat alles "in de Döschketied" 1928 im traditionsreichen "Gasthof Nordstern" in Osterupgant: Ca. 20 gleichgesinnte Upganter und Schottjer trafen sich bei Johann Heinrich Evers um einen Klootschießerverein zu gründen. Geworfen wurde bereits vorher in loser Gemeinschaft; jetzt sollte es aber "etwas ordentliches und offizielles" werden. Als 1. Vorsitzender wurde Johann Dirks aus Osterupgant gewählt, ihm zur Seite standen Johann Heinrich Evers als Schriftführer und Schwittert Schwitters als Kassenwart. Das Vereinslokal war natürlich der "Gasthof Nordstern". Anstelle von Flüchterklooten wurde mit 250 Gramm und 500 Gramm schweren Gewichten aus der "Nordstern-Bäckerei" geworfen. Diese befinden sich heute noch im Vereinsbesitz.

Die ersten Preiswerfen wurden organisiert. Ein Pfund Tabak aus der Norder Tabakfabrik "Steinböhmer & Lubinius" waren als 1. Preis ausgesetzt.
Die ersten Wettkämpfe gegen Nachbarvereine gingen allesamt verloren. Trotz dieser Niederlagen steckten die Gründer nicht auf; an jedem Sonntag wurde fleißig geübt und so stellten sich nach und nach die ersten Erfolge ein. Focke Janssen löste den Gründungsvorsitzenden Dirks ab, die Schottjer gaben zwischenzeitlich den Ton an und so wurde kurzerhand das Vereinslokal zur "Schottjer Piepe" und die Heimstrecke von Schott nach Schoonort verlegt. Der Verein war bis 1939 bis auf 100 Mitglieder gewachsen. Urkunden aus dieser Zeit - die älteste ist von 1933 - zeugen heute noch von den damaligen ersten Erfolgen.  Es kam der 2. Weltkrieg, die jungen Männer wurden alle eingezogen, der Bossel- und Klootschießerbetrieb kam, wie damals bei den meisten Vereinen, zum Erliegen. Bereits 1947 - viele Mitglieder waren im Krieg geblieben - ging es bescheiden weiter. Erst 1950 fanden die ersten Wettkämpfe gegen andere Vereine statt. Das Vereinslokal hieß wieder "Nordstern", Hilko Janssen wurde 1. Vorsitzender, Ike Adena - er ist heute das älteste Ehrenmitglied des Vereines - löste ihn später ab, danach waren Peter Wilken - bis vor ein paar Jahren einer der aktivsten, heute ebenfalls Ehrenmitglied - und Daniel Eilers an der Vereinsspitze zu finden. 1957 konnte Dirk Dirks das Erbe seines Vaters und Gründungsvorsitzenden Johann Dirks als neuer Vorsitzender antreten. Er erreichte mit vielen jugendlichen Werfern einen großen Aufschwung. Gerrit Freimuth als Kassenwart und Schriftführer unterstützte ihn dabei. Kontinuierlich ging es bergauf, die ersten Erfolge - besonders der Jugend - stellten sich nachhaltig ein. Als 1965 Casjen Eilers den Vorsitz übernahm; Gerrit Freimuth war nach wie vor "Mädchen für alles", war die Mitgliederzahl stetig gestiegen.

Bis zur Einführung der Punktrunden wurde weiter um die legendären fünf Mark geworfen. Kreismeister sind die Herren nicht geworden, sie konnten aber 1973 als Vizemeister in die höchste ostfriesische Liga aufsteigen; in dieser Klasse sind sie heute noch bzw. wieder vertreten. Die Werferzahl wurde auf 20 plus Einwechselwerfer aufgestockt, genau richtig für den inzwischen großen Verein mit viel Werferpotential, hier zahlte sich die konsequente Jugendarbeit aus. Die Liga bestand seinerzeit aus zwei Staffeln. Ab Saison 1974 verschmelzen beide zu einer Landesliga mit insgesamt 12 Mannschaften. Deshalb reichte der 8. Tabellenplatz in der Staffel I nicht für den Klassenerhalt. Nur die ersten 6 Mannschaften je Staffel bildeten die Landesliga, die Plätze 7 - 10 bildeten mit weiteren Aufsteigern die sogenannte Verbandsliga.

1974 übernahm Poppe Casjens den Vereinsvorsitz unterstützt von seinem Vize Hinrich Beninga dem Kassenwart Gerrit Freimuth und der Schriftführerin Engelline Kohlbacher. In dieser Zeit nahm "Goode Trüll" - nicht alleine wegen der Einführung der Punktrunden - richtig Fahrt auf. Die Mitgliederzahlen stiegen weiter, besonders im aktiven Lager. Somit konnten zusätzliche Mannschaften in den verschiedenen Altersklassen an den Punktspielen erfolgreich teilnehmen.
Gleich 1974/75 gelang in der Verbandsliga die Meisterschaft; "Goode Trüll" stieg wieder in die Landesliga auf. Hier erreichten die Werfer ohne Punktverlust auf ihrer Heimstrecke sofort die Vizelandesmeisterschaft.

1978 feierte Goode Trüll seinen 50. Geburtstag. Der damalige Verbandsvorsitzende Wilhelm Janssen aus Obenstrohe nahm auf einer bewegenden Feier die Fahnenweihe  vor. Der Norder Kurier berichtet seinerzeit auf der Titelseite von diesem großen Fest: "Diese Jubiläum wird Goode Trüll nie vergessen." Zu einer großen Begegnung kam es im Jahr 1979: Die drei Ammerländer Boßelvereine Hülstede-Gießelhorst, Westerstederfeld-Ihorst und Westerloy statteten mit über 150 Personen dem Brookmerland auf Einladung des damaligen Samtgemeindebürgermeisters Kurt Knippelmeyer einen  Besuch ab. Der Besuch diente einem Erfahrungsaustausch in Sachen Fremdenverkehr. Natürlich durfte ein Bosselwettkampf nicht fehlen. Über 100 Werfer auf jeder Seite kamen in diesem Mammutwettkampf zum Einsatz. In den folgenden Jahren zählten die Begegnungen gegen Upgant-Schott  zu den jeweiligen Spitzenspielen der Liga. Ob die Gegner damals Ardorf, Blomberg, Mamburg, Rispel, Bensersiel, Ihlow oder Pfalzdorf hießen, die Boßler von Upgant-Schott waren jederzeit hoch motiviert und von großem Ehrgeiz gepackt. Nachrückende, hoffnungsvolle Jugendwerfer und erfahrene Senioren ergänzten sich vorbildlich. Die meisten der damals so erfolgreichen Männer - I -Werfer bosseln heute in den entsprechenden Altersklassen der Männer II, Männer III oder Männer IV mit großem Engagement für "Goode Trüll" in den Landesligen oder in den Kreisligen des Kreisklootschiesserverbandes Norden.

 

Trotz großer Konkurrenz konnte 1983 der Ostfrieslandmeister in der Männer I-Klasse errungen werden. Die Begegnung im oldenburgischen Neuenburg gegen den dortigen Meister Halsbeck ging dagegen wider Erwarten auf der "runden Straße" verloren.

1984 wurde Hinrich Beninga an die Spitze dieses Vereines gewählt. Mit vielen engagierten Helfern neben sich konnte er die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortsetzen. Zu seinem ersten großen sportlichen Erfolg verhalf ihm die Männer III-Mannschaft. Neben dem Kreismeister erreichten sie anschließend die Landesmeisterschaft und schafften es, in einem dramatischen Finale die FKV-Meisterschaft 1984 zu erringen. Der begehrte Pokal des Landesverbandes, der Ostfrieslandpokal, wurde drei mal nach Upgant-Schott geholt. Er ist deshalb so begehrt, weil die Vereine neben den Frauen- und Männergruppen auch zwei Jugendgruppen stellen müssen.

Die Jugendabteilung war in den 80er Jahren bis Mitte der 90er so erfolgreich wie nie zuvor. Zahlreiche Urkunden von Landes- und FKV-Meisterschaften belegen diese erfolgreiche Ära unter der Leitung von Joke Akkermann und Hermann Meints und der Gruppenführer Casjen Eilers II, Thole Schättler, Theo Aeilts, Ubbo Heinenberg, Alfred Janssen und Lammert Grimm


Bei den Internationalen Begegnungen der Klootschießer und Boßler, den Europameisterschaften 1988 in Norden stellte "Goode Trüll" mit Jann Habben bei den Männern und Michael Janssen bei den A-Jugendlichen gleich zwei erfolgreiche Teilnehmer im Bosseln mit der irischen Eisenkugel.  Nach über 20 Jahren Vorstandsarbeit übergab Hinrich Beninga 1996 seinen Vorsitz in jüngere Hände. Manfred Kruse leitet mit einem großen erfahrenen Mitarbeiterstab seitdem die Geschicke dieses erfolgverwöhnten Bosselvereines. Sein Hauptaugenmerk richtet sich auf die Jugendarbeit. In seiner Zeit konnte die Jugendabteilung entgegen dem Trend erweitert werden, sein Ziel ist es, den Verein weiter voran zu bringen, erfolgreich zu sein, so wie es alle seine Vorgänger waren. Unter seiner Führung ist die Mitgliederzahl auf über 300 angestiegen.

1987 stieg die Mannschaft Männer II ebenfalls in die höchste ostfriesische Klasse auf, sie mussten allerdings 1989 wieder absteigen, konnten sofort 1990 wieder in die Landesliga aufsteigen und erreichten sensationell 1991 die Landesmeisterschaft und die Verbandsmeisterschaft, die höchste Auszeichnung im Mannschaftsbosseln des FKV. Nach über 20 Jahren Vorstandsarbeit übergab Hinrich Beninga 1996 seinen Vorsitz in jüngere Hände. Manfred Kruse leitet mit einem großen erfahrenen Mitarbeiterstab seitdem die Geschicke dieses Erfolg verwöhnten Boßelvereins. Sein Hauptaugen merk richtet sich auf die Jugendarbeit.

 

In seiner Zeit konnte die Jugendabteilung entgegen dem Trend erweitert werden, sein Ziel ist es, den verein weiter voran zu bringen, erfolgreich zu sein, so wie es alle seine Vorgänger waren. Unter seiner Führung ist die Mitgliederzahl auf über 300 angestiegen.

1996/1997 sorgte die erste Mannschaft Männer I für einen Befreiungsschlag: Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als konnte "Goode Trüll" die Liga nach dem Abstieg in die Bezirksklasse nicht halten, jetzt sah plötzlich alles anders aus. Die Mannschaft wurde Meister der Bezirksklasse, stieg somit in die Bezirksliga auf und wurde auch hier ein Jahr später erneut Meister. Seitdem spielt diese Mannschaft ununterbrochen in der höchsten ostfriesischen Klasse. 1999 konnte "Goode Trüll" wiederum mit einem Landesmeister aufwarten. Dieses Jahr waren es erneut die Männer-II-Recken, die sich mit diesem Titel schmücken konnten. Diese Meistermannschaft ließ es sich dann auch nicht nehmen, auch den Titel des FKV-Meisters nach Upgant-Schott zu holen.Neben den Mannschaftserfolgen konnten sich viele Einzelwerfer in die Siegerlisten des Kreisverbandes Norden, des Landesverbandes und des Friesischen Verbandes eintragen. Jedes Jahr waren viele "Goode Trüll" - Einzelkämpfer dabei, wenn die Medaillen vergeben wurden.
Seit ein paar Jahren - und das ist bis jetzt einmalig im Friesischen Klootschießerverband - ist "Goode Trüll" mit fünf (!) Ligisten vertreten. Neben der Frauen I- und Frauen II-Mannschaft nehmen die Männer I, Männer II und Männer III am überregionalen Punktspielbetrieb der Landesligen teil. Das wird auch im Jubiläumsjahr so sein.

 


Hinrich Beninga